Schöne Landschaft der Delmenhorster Geest
Schluß der Betrachtung „Ganderkesee im Spiegel des Delmenhorster Kreisblattes“
Die Großgemeinde Ganderkesee reicht weit über die Delmenhorster Geest, die mit ihrem hügeligen Gelände und ihrer abwechslungsreichen Landschaft, mit fruchtbaren Ackerfeldern und Wiesentälern an Delme und Welse und kleinen und großen Wäldern zu den schönsten Gegenden unserer Heimat gehört. Diese Heimat zu schildern, ihre Landschaft und die alten Bauerhöfe darin, die uns die Heimat so vertraut machen, die Dörfer und Wege im Bild festzuhalten, das alles hat uns die Heimatzeitung in vielen Jahrgängen geschenkt. Verweilen wir ein wenig bei den großen Wäldern, die ja in Nordwestdeutschland eine Sehenswürdigkeit darstellen. Vor dem ersten Weltkrieg herrschte auf dem Bahnhof Immer und im benachbarten Stühe ein reger Ausflugsbetrieb. Wie beliebt dieser herrliche Wald damals wirklich war, beweist ein Gedicht, das im Mai 1899 im „Kreisblatt“ veröffentlicht wurde [Lesen Sie das Gedicht hier.]
Da wundert es uns nicht, wenn wir einige Monate später lesen, dass ein Kaufmann plane, am Stühe ein Kurhaus mit 80 Zimmern zu errichten! Im gleichen Jahr wird auch berichtet, dass wieder ein stattlicher Hirsch gesehen worden sei, vor Jahrzehnten seine noch Rudel dieses Hochwildes vorhanden gewesen. In den letzten Jahren berichtete das „Kreisblatt“, dass Damwild in der Umgebeung von Harpstedt festgestellt wurde und dass ein Einbürgerungsversuch im Stühe vorgesehen sei.
Häufig erzählen die Berichterstatter von dem Sonderling, der am Südausgang des Waldes in einer Hütte hauste, von Hasen-Ahlers, dem man dort sogar ein Denkmal errichtete. Von ihm werden heute noch Döntjes erzählt, von denen viele auch im „Kreisblatt“ zu lesen waren. Dieser riesenstarke Einsiedler, der gelegentlich bei den Bauern arbeitete, streifte sonst durch [den] Wald. Mit seiner alten Flinte Hasen zu erlegen, brachte ihn oft ins Gefängnis, allerdings ohne ihn zu bessern. Die Wilddieberei ließ er nicht sein. Er war eine Attraktion für die Ausflügler und erhielt viel Besuch. Besonders in seinen letzten Jahren unterhielt er sich gern mit ihnen und erzählte von seinem Leben.
So lesen wir 1898: „Hasenahlers erzählte allen, die es hören wollten, dass der Gerichtsvollzieher in seiner luftigen Hütte eingekehrt und ihm wegen einer Grasforderung seinen Ziegenbock gepfändet hätte. In der That war das Siegel an einem Splintholz vor dem Stande des Bockes angeklebt. „Is man god“, sagte Hasenhinnerk, „de Buck hett nien Hörn, sonst harr he mit dat Zettel de ganze Tied `rumlopen kunnt“.
Das vielbesuchte Stenumer Holz, das bekannte Hünengrab und die Sonnenheilstätte am Waldesrande waren ein Gegenstand der Berichte und schöner Fotos. Eine kleine Nachricht von 1898 soll den Lesern nicht vorenthalten werden: „Stenum. Der zu Falkenburg stationierte Gendarm attrapirte zwei Wildjäger beim Middelhop. Dieselben hatten im herrschaftlichen Holze ein Reh erlegt.“
Auch das Bild des Hasbruchs mit seinen 1000-jährigen Eichen und die Berichte von den vielen Sommerfrischlern kehren immer wieder. Allerdings kam es auch zu Klagen über die Ausflügler und sogar zu Sperrungen einzelner Teile des Waldes. Unter „Stimmen aus dem Leserkreis“ befaßt sich ein Einsender in einem langen Erguß mit diesen Sperrungen. Danach wird in einer Antwort des Großherzoglichen Finanzministeriums auf die Eingabe des Ganderkeseer Bürgervereins vom 21. Mai 1910 als Ursache für die Sperrung einzelner Teile des Hasbruchs angegeben: Hang der großstädtischen Bevölkerung zu Übergriffen, Zerstörung junger Anpflanzungen, Ausnehmen der Vogelnester, Hetzen von Wild und Fangen von Junghasen und Rehkitzen. Der Einsiedler sieht den Grund für solches Verhalten in einem Mangel an Zucht und Sitte. Die Sperrungen wurden wieder aufgehoben, die Klagen sind weniger geworden und die Bilder, die das „Kreisblatt“ in den letzten Jahren bringen konnte, sehen recht hoffnungsreich aus: Jugend mit ihrem Lehrer oder mit dem Förster im Walde, beim Schauen seiner Schönheit, bei gemeinsamer Arbeit und als schönstes Bild: beim Pflanzen junger Bäume.
So rundet sich das Bild von Ganderkesee. Eh wir aber zum Schluß kommen, soll einer das Wort zu einem Rückblick haben, der ein Menschenleben lang in dieser Heimat gelebt und sie durchforscht hat. Pastor Bultmann, der Pfingsten 1953 in „Hus un Heimat“ in einem Beitrag „Van Demoster Geest“ über Ganderkesee schrieb: „…. 900 Johr besteiht nich alleen de Keerk, nee, ok de Gemeen. Dat weer owers in de eerßen 100 Johr mehr as vondage. Nich no de Inwohners, nu 15000, de eerß Tied 3000, man dat Flag wär gröter. Dat rekte von Holle bit no Stuhr un von Huntebrück bit dicht bi Wildeshusen un ok noch ower Harpstä weg. Man blot, dat dor rund um use Geest, in’t Moor und in’ne Marsch un in de Brooks, wo upstunns de Stuhrer un Huchtinger huust, un in’n Wöstenlann‘ noch goar kien Dorpen weern. Dat Land weer ehr domols noch to sid u nto natt.“
Diese Hinweise und Proben können nur einige Züge im Bilde der Gesamtgemeinde Ganderkesee erhellen. Wollen wir aber dem Spiegelbilde der Jubiläumsgemeinde, wie es uns aus den Jahrgängen des „Delmenhorster Kreisblattes“ entgegenleuchtet, eine Umschrift geben, so muß sie heißen:
Ganderkesee im Kranze seiner lebenskräftigen Ortschaften auf uralt geschichtlichem Boden in der schönen Delmenhorster Geest.
|
Min lewe Delmenhorster Geest, wie hew ick die so lew! Du bist vör mi dat Allerbest, wat öwerall woll gew, du bist min lewet Heimatland, dor holt mi fast een hartlich Band, jo, dor ist dat schön, jor, dor ist dat schön.
Kiek ick von' hohen Barg hendol, wat lacht dat Hart mi denn, dor liggt en Dorp in't stille Tal, dor kiek ick öwerhen, dor achtern schient en grönet Band, dat is de schöne Delmestrand, jo, dor ist dat schön, jo, dor ist dat schön.
Un vor mi woogt en Roggenmeer, dor roppt de Tütjeblick, un guntsied grost de Keuh un Peer, dor twüschen Wall und Rick, dor winkt de Torm von Gannerseer, dor liggt Delmenhorster Hüsermeer, jo, dor ist dat schön, jo, dor ist dat schön.
Wat giwt dat dor vor gode Lür, so hartlich un so froh, un Deerns so moi, so glatt un schier un stramme Jungs dorto, un Juungs un Deerns, de singt so schön, un wenn se danzt, ji schulln't is sehn, jo, dor ist dat schön, jo, dor ist dat schön.
In't Tal dar loppt de blanke Bäk, upp'n Barg, dar dreiht min Möhl, in't Holt, dor steiht de dicke Ek, dor giwt ok Freud so väl: de Blomen bleuht, de Kuckuck schreit, wat singt de Nachtigall so söt, jo, dor ist dat schön, jo, dor ist dat schön.
Min schöne Delmenhorster Geest, wat hew ick di so lew, du bist vor mi dat Allerbest, wat öwerall woll gew, du bist min Paradies op Eern, dor mag ick wes'n so geern, so geern, jo, dor ist dat schön, jo, dor ist dat schön.
|